Formatwechsel. Zur Methodendebatte

By Florian Sprenger, Till A. Heilmann, and Christoph Engemann
Zeitschrift für Medienwissenschaft. Heft 23: Zirkulation, Jg. 12 (2020), Nr. 2, S. 188—191


Excerpt

Unser in Heft 20 veröffentlichter Ausgangstext zu den Methoden der Medienwissenschaft hatte nicht den Anspruch, Antworten zu geben, sondern Fragen zu stellen. Dass diese Fragen von manchen als Antworten gelesen wurden, deutet auf einen Klärungsbedarf der von uns vorgestellten Position hin. Zunächst: Wir stehen Methoden keineswegs prinzipiell skeptisch gegenüber. Das wäre naiv. Richtig ist, dass wir die Produktivität von Methoden, ihr interventionistisches Potenzial und ihre Kreativität – im doppelten Sinn der Hervorbringung ihrer Gegenstände wie der Transformationen des methodischen Vorgehens selbst – kaum thematisiert haben. Es ging uns an dieser Stelle aber nicht um ein Für und Wider von Methoden, weder an sich noch für einzelne Fälle, sondern um eine Beschreibung der gegenwärtigen wissenschaftspolitischen Situation unseres Fachs und der normativen Kraft der Frage nach den ‹richtigen› Methoden. Der gegenwärtige Spielraum für eine Pluralität von Verfahrensweisen ist nicht selbstverständlich gegeben, er ist vielmehr das Resultat wissenschaftspolitischer Auseinandersetzungen. Die Begründung von Methoden – diesen Punkt haben mehrere Repliken unterstrichen – ist nicht von den Theorien zu trennen, die ein Forschungsfeld eröffnen. Aushandlung, Institutionalisierung und Politik von Methoden geschehen in einem Kräftefeld, in welchem Disziplinierungen und Schließungen ebenso wie Öffnungen und Grenzüberschreitungen möglich sind. In der grundsätzlichen Ablehnung von Methoden, als die unser Text von Julia Bee, Jennifer Eickelmann und Katrin Köppert sowie Patrick Vonderau gelesen wurde, mag man einen Akt der Re-Souveränisierung eines imaginierten wissenschaftlichen Herrschaftssubjekts erkennen wollen.1 Einer solchen Annahme müsste dann aber eine Kritik der Souveränitätsformen des Aneignens und des Forderns von (bestimmten) Methoden folgen.

  1. Vgl. Patrick Vonderau: Methode als wissenschaftssoziales Problem, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft, Nr. 21, 2019, 165–168; Julia Bee, Jennifer Eickelmann, Katrin Köppert: Diffraktion, Individuation, Spekulation, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft, Nr. 22, 2020, 179–188.



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